Bezirk. „25.4. von 10 Uhr bis 14 Uhr Dienst im Glaubensgarten auf der Landesgartenschau (LGS) in Bad Lippspringe", so lautete der Eintrag in meinem Terminkalender. Also To-Do-Liste und Anfahrtsplan bereit legen, kleine Zwischenmahlzeit einpacken und gegen 8 Uhr mit dem Auto von Nendorf in Richtung Bad Lippspringe starten.
Was daran spannend ist? Zum Beispiel folgendes: Zwei Helfer sind immer zum Dienst eingeteilt - wer ist mein Partner? Laut meiner Liste ist es eine Dame. Wir kennen uns nicht, hoffentlich ist sie nett. Aber das erwartet sie ja wahrscheinlich auch von mir.
Aber der Reihe nach: Am Eingang bekomme ich meinen „Glaubensgartenausweis“. Und wo ist der Schlüssel für unseren Materialcontainer? Den hat schon jemand abgeholt. Also ist die „nette Dame“ schon da.
Wir begrüßen uns, stellen uns vor - sie ist wirklich nett. Sie hat schon einmal Dienst gemacht, was einiges erleichtert. Also erst mal alles herrichten, das heißt: Prospekt- und Infoständer auffüllen und, ganz wichtig, die Heiligen Schriften der Religionen auf die jeweiligen Ständer auslegen. Bei einigen ist das ist gar nicht so einfach, wenn man die jeweiligen Schriften nicht lesen kann. Irgendjemand (?!) hat frische Blumen parat gestellt für unsere kleine Tischdekoration. Das Wetter ist eher ungemütlich, und wir rechnen nicht mit vielen Besuchern. Also kümmern wir uns erst einmal um unseren Glaubensgarten, das heißt: ausfegen, die Sitzgelegenheiten trockenwischen, Laub entfernen und so weiter. Im Garten der Moslems ist das Wasserbecken leer und sollte aufgefüllt werden. Wasser gibt es bei unseren Nachbarn, den Imkern. Also Gießkanne nehmen und einige Male Wasser holen.
Immer wieder sind interessierte Gäste da, was uns freut. Und das ist auch immer wieder ganz schön spannend. Soll man unsere Besucher ansprechen oder nicht? Manche stellen Fragen zu den verschiedenen Religionen, wie kann ich antworten? Meine Mitstreiterin hat weniger Berührungsängste und macht es mir leicht. Immer wieder, wenn sie den Glaubensgarten erläutert, zieht sich mich ins Gespräch mit dem Hinweis: „Dieser Herr ist neuapostolisch und hat einen weiten Weg gemacht, um dies Projekt zu unterstützen.“ Mittlerweile nennen wir uns beim Vornamen, sie ist in der evangelischen Kirche aktiv.
Durchweg positiv ist die Resonanz in unseren Gesprächen. Ein Herr verweist auf die Morgennachrichten des Tages und beklagt den eskalierenden Streit der Religionen. „Genau deswegen machen wir das hier“, ist unsere Antwort. Viele genießen die besondere Stimmung und halten sich erstaunlich lange in den Gärten auf. Mehrere Schulklassen sind im Park unterwegs, und mir fällt auf, wie unterschiedlich die Lehrkräfte sind. Eine Gruppe stapft geschlossen an unserem Pavillon vorbei. Schade, finden wir, hier hätte die Lehrerin den Kindern ganz viel erklären können. Eine Gruppe mit gehörlosen Kindern bleibt einige Zeit bei uns, ein Junge freut sich sichtlich, als er Zeichen seiner Religion, des Islam, und den Koran entdeckt.
Die Zeit vergeht schnell. Laut Programm ist um 12 Uhr eine jüdische Andacht vorgesehen und wir legen eine dafür vorgesehene CD in unsere Anlage. Zwei hebräische Lieder erklingen, aber die Andacht fällt leider aus, da kein Vertreter der jüdischen Gemeinde da ist. Bei meinem Dienst eine Woche später habe ich Glück. Diesmal wird die Andacht von der Neuapostolischen Kirche durchgeführt, 6 Personen nehmen daran teil. Einer der Teilnehmer ist Moslem. Er ist ein angenehmer Gesprächspartner und wir können uns angeregt unterhalten.
Die Anspannung hat mit der Zeit nachgelassen , und ich kann die Begegnungen und Eindrücke richtig genießen. Dienst im Glaubensgarten macht Spaß! Nach 4 Stunden kommt unsere Ablösung. Wir haben circa 60 Besucher gezählt, das bedeutet Minusrekord - es kann also nur noch besser werden.
© Neuapostolische Kirche Bezirk Minden - Team Öffentlichkeitsarbeit